Datum: 02.03.2020
Zurück ins Leben – mit orthopädischen Schuhen

Bereich: Orthopädische Schuhe für Charcot-Fuß
Verfasser: Frau Thiede & Frau Tonne
Schlagwörter: Charcot-Fuß , Orthopädische Schuhe, schöne orthopädische Schuhe, Orthopädieschuhmacher, Orthopädieschuhmacherin
Diagnose: Charcot-Fuß
Hinter Sabine Thiede liegt ein jahrelanges Martyrium. Sie leidet an dem sogenannten Charcot-Fuß, eine Erkrankung, bei der es zur Erweichung der Knochen des Fußes und / oder des Sprunggelenks mit anschließenden Knochenbrüchen und Fehlstellungen kommt. Um die Brüche zum Stillstand zu bringen, war die 57-jährige Leipzigerin zweieinhalb Jahre auf Orthesen angewiesen.
Sie erinnern an Skischuhe, sind unglaublich schwer und klobig und halten den Fuß ruhig, damit keine weiteren Knochen bei Belastung brechen können.
Die zweieinhalb Jahre waren für Thiede eine ungeheure Belastung. Dann aber gaben die sie behandelnden Ärzte der Uniklinik grünes Licht für orthopädische Schuhe. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn es gelungen ist, Fußform und Struktur mithilfe der Orthesen zu erhalten. „Ich war unglaublich glücklich, als ich zum Orthopädieschuhmacher durfte“, erinnert sie sich. Sie nahm die Empfehlung von Seiten der Ärzte an und sprach bei einem Schuhmacher vor. „Was dann aber passierte, treibt mir noch heute die Tränen in die Augen“, erzählt sie. Auswahl? Fehlanzeige. Dennoch lässt sie sich ein Paar anfertigen. Das Ergebnis sind Exemplare, die an Bauarbeiterschuhe erinnern, sie sind klobig und hässlich. „Als ich die gesehen habe, hab ich nur gedacht, dass ich als Frau unmöglich den Rest meines Lebens darin rumlaufen kann.“
Doch für Thiede zeichnet sich nach langer Zeit endlich eine Wende ab. Sie wird beim Orthopädie-Schuh-Zentrum Leipzig (OSZL) vorstellig, lässt sich beraten, sucht nach einer Lösung, mit der sie leben kann. Und wird fündig. Thiede hat hier die Qual der Wahl, sie bekommt einen Katalog, aus dem sie sich den für sie passenden Schuh raussuchen kann. „Nach meinem ersten Anlauf dachte ich ja, dass es keine besseren Varianten von orthopädischen Schuhen gibt“, erinnert sie sich. Ein Trugschluss, wie sich bei ihrem ersten Besuch bei OSZL herausstellte.
„In dem Katalog gab es alles: Winterschuhe, Sommerschuhe, alle Muster, alle Farben, alle Materialien, sogar verschiedenen Schnürsenkel.“ Thiedes neue Schuhe müssen nur eine Voraussetzung erfüllen: Sie müssen über das Sprunggelenk gehen, weil auch der Knochen mittlerweile angegriffen ist.
Nach der ersten Beratung und vielen Blicken in den Katalog steht die Auswahl fest. Thiede entscheidet sich für einen schwarzen Winterschuh, der auf Anhieb nicht als orthopädischer Schuh zu erkennen ist. Was folgt, ist das Maßnehmen ihrer Füße. Die Orthopädieschuhmacher nehmen nicht nur einen Blauabdruck, um die Konturen und Strukturen der Fußsohle nachzuvollziehen, sondern legen Thiede auch einen Gipsverband an, um die Form von Fuß und Sprunggelenk zu erfassen.
Nach gerade einmal wenigen Wochen war das neue Paar Schuhe fertig – und Thiede glücklich. Ihr Fuß ist im Schuh wie in einer Extra-Schale eingebettet, hat also nicht viel Bewegungsfreiheit, die Schale ist gepolstert, der Schuh als solcher sieht dennoch zierlich und elegant aus. „Gerade für Frauen ist es doch wichtig, dass die Schuhe schick sind“, macht sie deutlich. Sie trage gerne mal ein Kleid oder einen Rock. „Mit dem ersten Paar war das undenkbar, da habe ich mich zuhause versteckt“, sagt sie. Erst mit dem neuen Paar sei sie wieder gerne unterwegs, könne anziehen, was sie wolle.
Die orthopädischen Schuhe bringen aber noch einen anderen gravierenden Vorteil mit sich: Thiede kann wieder arbeiten, einkaufen gehen, ist kaum noch auf Hilfe angewiesen. Mit anderen Worten: „Ich lebe wieder“, betont sie. Selbst Fahrradfahren sei wieder möglich. Jetzt planen Thiede und ihr Mann nach der langen Zeit wieder einen Urlaub. „Und dort werde ich bestimmt auch mal wieder wandern gehen.“
Vom OSZL-Team wird Thiede engmaschig überwacht, damit Schuhe und Füße eine Einheit bilden und sich die Erkrankung nicht verschlimmert. Die Leipzigerin hofft, dass sie für den Sommer nun ein weiteres Paar bekommen kann. Denn eigentlich hat sie mit zwei Paar Schuhen, für die die Krankenkasse die Kosten übernimmt, ihr Budget ausgeschöpft. Für die Erstausstattung mit orthopädischen Schuhen bewilligt die Kasse zwei Paar Straßenschuhe, hinzu kommen orthopädische Hausschuhe, die aber frühestens nach vier Jahren ersetzt werden.
Quelle: Interview Frau Thiede und Frau Tonne